Thea Dorn

Thea Dorn ist Schriftstellerin und Publizistin. Sie studierte Philosophie und Theaterwissenschaft in Frankfurt am Main, Wien und Berlin. Von 1995 bis 2000 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. Von 2003 bis 2014 moderierte sie verschiedene Büchersendungen für den SWR. Seit 2017 ist sie festes Mitglied beim „Literarischen Quartett“ des ZDF, seit 2020 ist sie die Gastgeberin dieses traditionsreichsten Literaturformats im deutschen Fernsehen.

Thea Dorn hat zahlreiche Romane und Essaybände veröffentlicht, die regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden sind, u. a. „Die deutsche Seele“ (gemeinsam mit R. Wagner) und zuletzt „Trost. Briefe an Max“. In ihrem Roman „Die Unglückseligen“ trifft eine Molekularbiologin auf der Suche nach dem Schlüssel zur Unsterblichkeit auf einen Physiker aus der Romantik, der vergeblich zu sterben versucht. Zudem ist Thea Dorn als Autorin für die Wochenzeitung DIE ZEIT tätig. In aktuellen gesellschaftlichen Debatten ist sie eine der pointiertesten Stimmen.


Wir sind Gott – und dann?

„Allwissend“ und „allmächtig“ zu sein, sind Attribute, die der Mensch traditionell dem Göttlichen zuschreibt. Doch seit sich der naturwissenschaftlich-technologische Fortschritt beschleunigt hat wie nie zuvor, scheint sich der Mensch anzuschicken, mit Hilfe der sogenannten „KI“ selbst allwissend und allmächtig zu werden.

Thea Dorn betrachtet den menschlichen Drang nach Erkenntnis und danach, das Schicksal unter seine Kontrolle zu bringen, aus philosophisch-kulturanthropologischer Sicht. Sie diffamiert ihn weder als „Entzauberung der Welt“ noch als „Technologiegläubigkeit“, dennoch fragt sie, was es für unser Verständnis vom Menschsein bedeutet, wenn der naturwissenschaftlich-technologische Blick auf die Welt immer dominanter wird. Laufen wir Gefahr, die Rolle von Wissenschaft und Technik religiös zu überhöhen, wenn die Erwartungen, die wir an sie richten, immer mehr den Charakter von Heilserwartungen annehmen? Welche Konsequenzen hat es, wenn der Mensch keine anderen Formen der Kontingenzbewältigung mehr kennt als die, wirklich alles „in den Griff“ bekommen zu wollen? Was bedeutet es für unser Verständnis von menschlicher Autonomie, wenn wir erkennen müssen, dass die gesteigerte Kontrollmacht in Wahrheit nicht beim Menschen, sondern bei KI-basierten, immer „autonomeren“ Systemen liegt? Und was bedeutet all dies für die Zukunft unserer demokratisch verfassten Gesellschaften, die keineswegs auf Kontrolloptimierung zielen, sondern auf den Interessenausgleich zwischen für mündig gehaltenen Bürgern? Vor dem Hintergrund immer weiter anschwellender „Homo Deus“- und „Transhumanismus“-Phantasien entwickelt Thea Dorn ein leidenschaftliches Plädoyer für ein nach wie vor humanistisches Verständnis des Menschseins.